„Perspektivenwechsel - von außen nach innen"

Blick durch die Kameralinse auf See

wo liegt unser Fokus?

Der Begriff Fokus stammt vom lateinischen focus – ursprünglich „Feuerstelle“, später im übertragenen Sinn „Mittelpunkt“ oder „Brennpunkt“. Im heutigen Sprachgebrauch bezeichnet Fokus die gerichtete Aufmerksamkeit auf einen bestimmten Bereich, Inhalt oder Gegenstand. Durch unsere  Aufmerksamkeit haben wir die Fähigkeit unseren Geist gezielt einem bestimmten Reiz oder Inhalt zuzuwenden sei es ein Gespräch, ein Geräusch, eine Aufgabe oder ein Gedanke. In unserer heutigen Welt wird diese Aufmerksamkeit jedoch zunehmend durch äußere Reize beansprucht: Nachrichten, Termine, Benachrichtigungen, Werbung, ständige Erreichbarkeit. So liegt der Fokus häufig im Außen.

 

 

Was geschieht, wennunsere Aufmerksamkeit immer im Außen ist?

Wenn unsere Aufmerksamkeit dauerhaft im Außen verweilt, gerät etwas Entscheidendes in den Hintergrund: unser eigenes inneres Erleben. Die feinen Signale unseres Körpers, unsere Gedanken, Empfindungen und Bedürfnisse – sie alle werden leiser, weil wir sie nicht mehr wahrnehmen. Wir gewöhnen uns daran, nach außen zu funktionieren, statt nach innen zu spüren.

Verlust der SElbstwahrnehmung

Diese Verschiebung hat Folgen. Die Zugewandtheit zu uns selbst wird auf ein Minimum reduziert. Wir verlieren uns sprichwörtlich aus den Augen – und irgendwann auch aus dem Gefühl. Unsere Intuition, dieses innere Wissen darüber, was uns guttut oder was gerade wichtig ist, wird überdeckt oder verstummt ganz. Wir leben dann ein Leben, das sich mehr an äußeren Anforderungen als an innerer Stimmigkeit orientiert.

Fremdbestimmung

Wenn der Kontakt zu uns selbst schwächer wird, steigt das Risiko, von äußeren Einflüssen gelenkt zu werden. Wir werden – oft unbemerkt – zum Spielball unserer Umgebung, zu Marionetten der Umstände. Statt zu gestalten, reagieren wir nur noch. Statt aus innerer Klarheit heraus zu handeln, verlieren wir die Verbindung zu unserem eigentlichen Selbst.

Wenn wir zu außenorientiert werden, besteht die Gefahr, dass wir uns zu sehr über die Meinung anderer definieren oder von ihnen abhängig werden. Dann brauchen wir ihre Zustimmung, ihre Zuwendung, ihr Lob. Die Bestätigung von außen wird zur Ersatzquelle für das, was wir in uns selbst nicht mehr spüren. Wir sehen uns durch die Linse der anderen und definieren uns über ihre Werte, Normen und Wahrnehmungen.

Doch nicht nur reduzieren wir dadurch unsere eigene Freiheit, diese Außenorientierung hat auch Auswirkungen auf die anderen. In diesem Spiel der Fremdbestätigung brauchen wir Menschen, Orte und Dinge, die wir als Identitätsanker benutzen. Wir beginnen, andere Menschen zu „benutzen“ – als Spiegel, als Stabilisierer, als Rückkoppler. Und so steigen die Erwartungen, der Druck – und die Abhängigkeit.

Wir brauchen einen Perspektivenwechsel - oder zumindest eine Perspektivenevaluation

Du musst nicht gleich alles über den Haufen werfen. Aber vielleicht lohnt es sich, zwischendurch mal innezuhalten und zu schauen und dich zu fragen: wo bin ich, bin ich gerade bei mir – oder überall, nur nicht hier?
Schon ein achtsamer, bewusster Atemzug kann reichen, um wieder Verbindung mit dir aufzunehmen. Jeder bewusste Atemzug kann dein Wahrnehmung nach deinem Wunsch lenken. So hörst du Schritt für Schritt, Atemzug für Atemzug auf ein Spielball zu sein, sondern deinen Fokus, deine Aufmerksamkeit bewusst zu steuern. 

Vom Außen zum innen

Der Ausstieg aus dem Kreislauf der Fremdbestimmung beginnt mit einem inneren Perspektivenwechsel: Wir wenden unsere Aufmerksamkeit bewusst nach innen. Statt uns vorrangig an der Außenwelt zu orientieren, an Erwartungen, Bewertungen oder Rollen, richten wir den Blick wieder bewusst und achtsam auf uns selbst.

Indem wir uns selbst wieder zur Referenz machen, gewinnen wir inneren Halt – und mit ihm die Fähigkeit, klarer, unabhängiger und freier zu leben. Wir müssen uns nicht mehr ständig rückversichern oder die Zustimmung anderer suchen. Die Bestätigung von außen verliert an Bedeutung, weil wir beginnen, uns selbst zu spüren, zu verstehen und uns selbst genug zu sein.

Gleichzeitig entlasten wir unser Umfeld. Wir hören auf, andere für unser inneres Gleichgewicht verantwortlich zu machen oder sie unbewusst in die Rolle von Bestätigern und Spiegeln zu drängen. Das schafft Raum für echte Begegnung – jenseits von Bedürftigkeit und Abhängigkeit.

So wird Selbstwahrnehmung zur Grundlage von Freiheit. Und Rückverbindung zur Voraussetzung für Unabhängigkeit.

„Mach dich selbst zur Insel. Sei dir selbst eine Zuflucht."

aus dem Mahāparinibbāna Sutta