Aufräumen - Shauca शौच

Reinheit anstreben und Klarheit erzielen

Wenn du dich mit dem Aufräumen beschäftigst, kannst du dabei auch an das yogische Prinzip Shauca denken. Es bedeutet Reinheit – nicht nur im Äußeren, sondern auch im Inneren. Vielleicht kennst du das Gefühl, wie befreiend es ist, wenn du eine Schublade leerst oder ein Regal neu ordnest. Genau so darf es sich auch in deinem Inneren anfühlen, wenn du alte Gedanken, Sorgen oder Gewohnheiten loslässt, die dir nicht mehr guttun. Shauca lädt dich ein, dir bewusst zu machen, was dir Klarheit schenkt und was dich beschwert – damit wieder mehr Raum entsteht für das, was dir wirklich wichtig ist.

Annehmen kommt vor dem Loslassen

Manchmal denke ich, Aufräumen beginnt nicht im Kleiderschrank oder in der Küche, sondern viel tiefer – in uns selbst. Bevor wir Platz schaffen für Neues, für Ruhe oder für Meditation, sollten wir zuerst hinschauen: Was trage ich eigentlich alles in mir herum?

Bevor ich beginne loszulassen, muss ich erst wissen, was ich überhaupt besitze. Und damit meine ich nicht die Dinge, die in Regalen stehen, sondern die Werte, Überzeugungen und Muster, die mich prägen. Wer bin ich – jenseits der Rollen, die ich spiele, und der Erwartungen, die andere an mich stellen?

 

 

Standortbestimmung statt Illusion

Wenn wir mit Meditation oder anderen Achtsamkeitstechniken beginnen, betreten wir einen Weg, der tief in unser Inneres führt. Dabei ist es leicht, sich in einer „neuen Blase“ zu verlieren – einer schönen, aber unbeständigen Scheinwelt.

Damit das nicht passiert, braucht es eine Standortbestimmung. Ein stabiles Fundament, auf dem wir üben können. Meditation ist für mich Bewusstseinstraining. Und wie bei jedem Training sollten wir wissen, wo wir stehen, bevor wir anfangen.

Meditation ist kein Ersatz für eine notwendige Therapie. Wer stark unter Ängsten, Süchten, Depressionen oder ähnlichen Belastungen leidet, sollte diese mit professioneller Begleitung anschauen. Erst dann kann Meditation eine wertvolle Ergänzung sein.

Meditation - Training für / mit Geist, Seele und Körper

Oft wird Meditation als etwas ganz Sanftes und Leichtes beschrieben. Und ja, sie kann uns Frieden schenken. Gleichzeitig ist sie in meinen Augen auch ein Training – für den Geist und, im fortgeschrittenen Stadium, sogar für die Seele.

Ein gesunder Körper hilft uns dabei. Schmerzen oder körperliche Einschränkungen ziehen unsere Aufmerksamkeit immer wieder nach außen. Und doch: Es geht nicht um Perfektion, sondern darum, die Bedingungen so gut wie möglich zu gestalten, damit wir Raum haben für Konzentration und innere Sammlung.

Aber wie fängt man nun an, innerlich aufzuräumen

Beim Achtsamkeitstraining gehen wir systematisch vor: von außen nach innen, vom Groben zum Feinen.

Bevor ich in die Tiefe gehe, schaue ich zuerst auf die „groben Brocken“: alte Muster, eingefahrene Gedanken, unbewusste Gewohnheiten. Erst wenn ich hier Klarheit gewinne, kann ich Stück für Stück feiner werden – bis hin zu dem, was mich wirklich im Innersten bewegt.

Es ist ein Prozess, kein einmaliges Ereignis. Aufräumen bedeutet für mich nicht nur, etwas loszuwerden, sondern vor allem: bewusst wahrzunehmen, was überhaupt da ist.

„sattva-śuddhi-saumanasya-ekaāgratendriya-jaya-ātma-darśana-yogyatvāni ca
Reinheit (Shauca) führt zu Klarheit des Geistes, Heiterkeit, Sammlung, Beherrschung der Sinne und zur Fähigkeit zur Selbsterkenntnis."

Patanjali  ⁄ Yoga Sutra 2.41